Alkohol

Schweizerische Alkoholpolitik
Welche Zukunft?


NPA 2007-2011 in Sicht? Kein Alkohol nach 21 Uhr - Rückblick und Ausblick - Umfassendes Tabak- und Alkohol- Werbeverbot gefordert - Kein Geld mehr für Alkoholprävention? - Kantonale Alkohol-Aktionspläne (KAAP)



In tiefer Trauer
Die Volksgesundheit




Mit grosser Freude
Die Alkoholwirtschaft


 

 

 

 

 

 

Jugendsession 2008

Jugendliche fordern stärkere Alkohol-Prävention

Die 200 Teilnehmer der diesjährigen Jugendsession in Bern sind alarmiert von Trink-Partys Gleichaltriger. Sie fordern eine zeitgemässe und härtere Prävention, welche neuen Phänomenen wie Rauschtrinken und "Botellones" Rechnung trägt.
Die Schweizer Alkohol-Prävention ist nicht mehr zeitgemäss. Zu diesem Schluss kam die diesjährige Jugendsession in Bern. Die jugendlichen Teilnehmer sind der Ansicht, dass die heutige Alkohol-Prävention neuen Phänomenen wie Rauschtrinken und organisierten Trink-Partys, sogenannten "Botellones", zu wenig Rechnung trägt. Daher fordert die Jugendsession in einer Petition verschiedenste Neuerungen in der Alkohol-Prävention. Unter anderem sollen die Folgen übermässigen Alkoholkonsums schonungslos dargestellt werden.

Schwarze Liste gefordert
Zudem soll der Bund dafür sorgen, dass die Abgabe von alkoholhaltigen Getränken an Minderjährige besser kontrolliert wird. Die Petition fordert die Einführung einer schwarzen Liste, welche Verkaufsstellen aufführt, die Alkohol an Jugendliche verkaufen. In diesem Zusammenhang sollen vermehrt systematische Testkäufe durchgeführt werden. Zudem will die Jugendsession die private Weitergabe von Alkohol an Minderjährige unter Strafe stellen. sda/24. November 2008

Jugendliche besorgt über Rausch-Trinken
Die 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der 17.Jugendsession sind alarmiert von Trink-Partys Jugendlicher. Sie fordern eine stärkere Präventionsarbeit. Wie die Veranstalter an einer Medienkonferenz in Bern erklärten, sind die Jugendlichen der Ansicht, dass die heutige Prävention neuen Phänomenen wie Rauschtrinken zu wenig Rechnung trage. Sie fordern in einer Petition, dass die Folgen von übermässigem Alkoholkonsum schonungslos dargestellt werden. Der Bund soll dafür sorgen, dass die Abgabe von Alkohol an Minderjährige besser kontrolliert wird. Beispielsweise mit systematischen Testkäufen.

Jugendliche und Alkoholkonsum
Die Jugendlichen haben erkannt, dass viele Minderjährige zu einfach an alkoholische Getränke gelangen. Deshalb wurden zwei Petitionen und eine Projektidee verfasst, um die aktuelle Situation zu verbessern. Die Jungpolitikerinnen und -politiker fordern, dass bei Alkoholverkaufsstellen die Abgabe an Minderjährige strenger überwacht und sanktioniert wird. Es soll eine Liste eingeführt werden, in die alle Verkaufsstellen eingetragen werden, die gegen dieses Gesetz verstossen. Ausserdem soll verboten werden, dass kaufberechtigte Personen Alkohol an unter 18-jährige weitergeben. Zudem schlägt die Eidgenössische Jugendsession vor, dass die aktuelle Alkohol-Prävention vom Bundesamt für Gesundheit BAG, der Schweizerischen Fachstelle für Alkohol SFA, der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände SAJV und dem Forum Jugendsession überdacht und aktualisiert werden soll.



In der Deutschschweiz war tags darauf Viagra wichtiger als Alkohol...

Suchtpolitisch integrieren?

"Die Suchtprävention ist je länger je mehr bei Substanz ungebundenen Süchten wie Glücksspiel, Arbeitssucht, Kaufsucht oder Internetnutzung gefordert. Diese sollten deshalb suchtpolitisch integriert werden." (INFOSET DIRECT - INFODROG)
Anlass zum Kommemtar gibt ein Aktuelles Infoblatt der Suchtpräventionsstelle der Stadt Zürich (Juni 2007).
Hat nicht jemand gesagt, das Suchen nach Süchten sei selber eine Sucht?

Umfassende Suchtpolitik statt/neben Sektorialpolitik für Alkohol?

Die Zusammenführung der drei Expertenkommissionen für Alkohol, Tabak und Drogen zu einer neuen Suchtkommission wird für 2012 vorgesehen.
Am 1. August 2007 wurden im Bundesamt für Gesundheit die beiden Sektionen Alkohol und Tabak zu einer Sektion zusammengelegt.
(Quelle: spectra 64 / August-September 2007 - als PDF herunterladen)


Nationales Programm Alkohol (NPA) 2007-2011 in Sicht?

"Das Nationale Alkoholprogramm soll eine Art Masterplan werden, in dem die Aufgaben und Rollen der massgeblichen Akteure diskutiert und die Arbeiten koordiniert werden, um so Synergien zu nutzen... Es wird in einem zweijährigen Prozess partizipativ erarbeitet und bis Ende 2007 dem Bundesrat vorgelegt werden." (Bundesamt für Gesundheitswesen)

Und was geschieht 2007? Es wird weiter gesoffen (§11: Porro bibitur).

In gut helvetischer Konkordanz-Tradition wird nach einem Kompromiss gesucht. Wer "partizipativ mitarbeitet" kann nur vermutet werden.

Im Monat August 2007 - im 8. Monat des neuen Programms - wird das vertrauliche Dokument öffentlich ohne dass die Bundesanwaltschaft eingreift. Der Reaktion der am Verkauf von Alkohol interessierten Kreise ist anzunehmen, dass es eine gezielte Indiskretion war.

Ausgeschlachtet und abgeschlachtet wird der wohl wirksamste Vorschlag: Der Alkoholverkauf in Läden zwischen 21 und 07 Uhr soll verboten werden. Warum die am Verkauf von Alkohol interessierten Kreise diese Massnahme gleichzeitig als wirkungslos bezeichnen und bekämpfen, ist deren Geheimnis.

Da Wahlkampf herrscht, wimmelt es von "Alternativen". So sollen im Koma hospitalisierte Jugendliche zu nützlicher Arbeit verpflichtet werden oder die Eltern sollen die Spitalkosten bezahlen. Also am Ende der Kette Alkoholverkauf-Alkoholkonsum-Trunkenheit-Spital angreifen, statt am Anfang. Jede Flasche Alkohol, die ein Jugendlicher trinkt, ist durch die Hand eines Erwachsenen gegangen.
(Der letzte Plan galt von 2001 bis 2005. War 2006 planlos?)

Der neue Plan:
Parturient montes, nascetur ridiculus mus.

Zum neuen Plan


Rückblick und Ausblick

Bis Anfang der 80er Jahre bemühten sich Gesetzgeber und Behörden, die "Löcher in der Staumauer der Alkoholpolitik" zu stopfen, die J. Odermatt im Jahr 1950 festgestellt hatte. Alkohol galt als besonderes Konsumgut.

Die Revision des Wirtschaftsgesetzes des Kantons Appenzell-Ausserrhoden im Jahre 1981 war vielleicht das erste Anzeichen einer Trendwende: Die Bedürfnisklausel für alkoholführende Wirtschaften wurde unter lautem Jubel über Bord geworfen. («In den Voralpen beginnt die Freiheit beim Alkohol*», spottete die «Weltwoche»). Diesem schlechten Beispiel folgten fast alle Kantone und in fast allen Kantonen stellt man seither fest, dass zu viele Alkoholquellen neu aufgehen und dass die alkoholfreien Gaststätten «überraschenderweise» aussterben. Im gleichen Aufwasch wurden oft andere Einschränkungen liquidiert wie z.B. die Polizeistunde oder das Wirtepatent.

Schlanke Gesetze werden Mode oder besser noch gar keine Gesetze. Betrüblich an diesen kantonalen Revisionen ist nicht nur ihr Inhalt, sondern der Mangel an Dialog und Reflexion. Die Wiedergeburt des Nachtwächterstaates verknüpft mit der Globalisierung der Märkte und der Abschaffung der Handelsgrenzen haben ihren Niederschlag auch in der schweizerischen Alkoholpolitik gefunden: Alkohol wird wieder zu einem Konsumgut wie jedes andere auch.

In den 90er Jahren wagte die Weltgesundheitsorganisation Jahrzehnte nach Jellinek wieder, sich mit dem Alkoholproblem zu befassen und zwar nicht nur unter medizinischen, sondern unter gesamtgesellschaftlichen Aspekten. Im Jahr 1992 wurde der "Europäische Aktionsplan Alkohol" verabschiedet. "Man kann Alkohol nicht wie andere Konsumgüter behandeln, deren Konsumniveau durch die freien Kräfte des Marktes bestimmt werden. Alkohol ist ein ganz besonderer Saft", meinte Frau Dr. Kickbusch dazu.

Hoffentlich setzen die Kräfte durch, die wieder wie Babor et al. sagen: "Alkohol – kein gewöhnliches Konsumgut" – womit der Kreis geschlossen wäre...

*"Im Hochland fiel der erste Schuss", Ferdinand Freiligrath, "Neuere politische und soziale Gedichte", 1849-51 - von ihm aber positiv gemeint in einem Gedicht zum schweizerischen Sonderbundskrieg 1847 als Auftakt zum Revolutionsjahr 1848.



Umfassendes Tabak- und Alkohol- Werbeverbot gefordert

Die Schweiz soll die Steuern auf Alkohol und Tabak erhöhen und die Werbung dafür verbieten, rät ihr ein Expertenbericht von WHO und OECD, der einen bunten Strauss von Reformideen präsentiert.

Bei der Gesamtsteuerung und Massnahmen zur Verbesserung der Wirksamkeit setzen die Reformvorschläge an. Das Ungleichgewicht zwischen Prävention und kurativer Medizin könnte zum Beispiel durch Massnahmen in der Alkohol- und Tabakprävention angegangen werden. Höhere Steuern auf Alkohol und Tabak wären sinnvoll, schreiben die Experten und schlagen dem BAG vor, sich mit dem Finanz-Departement und dem Volkswirtschafts-Departement zusammenzusetzen, um eine umfassendere Steuerpolitik zu definieren. Denn die Tabak- und Alkoholsteuern würden noch immer hauptsächlich als Einnahmenquelle betrachtet. Als kostenwirksame Politiken werden auch ein umfassendes Tabak- und Alkoholwerbeverbot sowie eine strengere Gesetzgebung bezüglich Alkohol am Steuer bezeichnet. BAG-Direktor Thomas Zeltner anerkannte den Rückstand der Schweiz bei der Prävention. «Wir sind dort ein Entwicklungsland», sagte er.
(Quelle: 20minuten, 19.10.06)


Kein Geld mehr für Alkoholprävention?

(Interview mit Thomas Zeltner, BAG-Direktor, in der SonntagsZeitung vom 24. September 2006)

Für Prävention ist immer weniger Geld vorhanden. Wie wollen Sie da noch erfolgreich wirken?

Es stimmt, wir mussten Aktivitäten einstellen, für die Alkoholprävention haben wir praktisch kein Geld mehr. Deshalb müssen wir die verschiedenen Finanzquellen mit den verbleibenden Mitteln möglichst effizient einsetzen inklusive jene aus dem Tabakpräventionsfonds und der Gesundheitsförderung. Dafür braucht es aber ein Präventionsgesetz.

Werden kritisierte Programme wie «Experiment Nichtrauchen», das Jugendliche vom Rauchen abhalten soll, eingestellt?

Wir warten ab, was die Überprüfung der Wirkung zeigt. Doch die Information und Motivation bei Jugendlichen ist generell schwierig. Da bewegen wir uns in einem Milieu, das mit 100 Millionen Franken jährlich umworben wird. Mit Gutmenschentum kommt man da nicht weit. 'Erfolgversprechender sind zum Beispiel Verkaufsverbote an Jugendliche.

Wollen Sie die Tabakwerbung verbieten?

Will die Schweiz die Anforderungen der WHO-Tabakkonvention erfüllen, so sind die bestehenden Werbeeinschränkungen auszudehnen. Ein totales Werbeverbot ist kein Thema. Am Verkaufspunkt soll Werbung möglich bleiben

Wann wird das sein?

Wir wollen das Kapitel Tabak aus dem aktuellen Lebensmittelgesetz nehmen und ein eigenes Tabakproduktegesetz schaffen. Ziel ist es, die Vorlage nächstes Jahr in die Vernehmlassung zu schicken. Ob wir darin weitergehende Werbeeinschränkungen oder Jugendschutzbestimmungen, also keine Zigaretten mehr für unter 16 oder 18 Jährige, einführen, ist zurzeit offen.


Kampf um die Ehre von Wein und Bier

Töten Alkoholika? Die EU-Kommission plant entsprechende Warnhinweise und sorgt damit bei den Brüsseler Lobbyisten für Gegenwehr.

Was die Lobbysten daraus gemacht haben.


Alkohol

Der Alkoholkonsum ist einer der Hauptgesundheitsfaktoren in Europa, bei denen angesetzt werden muss. Europa ist der Kontinent mit dem höchsten Pro-Kopf-Alkoholkonsum der Welt. In etablierten Marktwirtschaften wie den EU-Mitgliedstaaten wird die volkswirtschaftliche Belastung durch alkoholbedingte Krankheiten und Unfälle auf 8-10 % geschätzt.

Daher stellt die Bekämpfung alkoholbedingter Schäden in vielen Mitgliedstaaten und auf EU-Ebene eine Priorität des Gesundheitswesens dar. Besorgniserregend sind nicht nur die gesundheitlichen Folgen im engeren Sinne. Auch die soziale Dimension ist zu berücksichtigen: Gewalttaten, Rowdytum, Kriminalität, Familienprobleme, soziale Ausgrenzung, Probleme am Arbeitsplatz und Trunkenheit am Steuer. Dies sind alles Bereiche, in denen politischer Handlungsbedarf besteht. Die Mitgliedstaaten sind sich darüber einig, dass neben einzelstaatlichen Bemühungen eine gemeinsame Strategie auf Gemeinschaftsebene vonnöten ist.
(EUROPA>Europäische Kommission>DG Gesundheit und Verbraucherschutz>Öffentliche Gesundheit> Gesundheitsfaktoren> Lebensführung>Alkohol)


Kantonale Alkohol-Aktionspläne (KAAP)

Um den Alkoholproblemen auf nationaler wie kantonaler Ebene wirksam und vernetzt entgegen zu treten, hat die EKA im November 2000 einen umfassenden Nationalen Alkoholaktionsplan (NAAP) veröffentlicht. Da viele im NAAP enthaltenen Massnahmen im Kompetenzbereich der Kantone liegen, hat die EKA im Sommer 2003 das Projekt KAAP lanciert.

Alkohol: Gesetzliche Bestimmungen zum Thema Verhältnisprävention

Bereits zum vierten Mal fand am 28. August 2006 unter der Schirmherrschaft der Eidg. Kommission für Alkoholfragen (EKA) die Tagung «Kantonale Alkoholaktionspläne» (KAAP) statt. Die Gesetzgebungen von Bund und Kantonen bieten zahlreiche Möglichkeiten für die Gestaltung der Prävention. Viele der «Best practices», die in der internationalen Forschungsliteratur vorgestellt werden, sind auf die Schweiz gut übertragbar und in gewissen Kantonen bereits umgesetzt.
Referate:
Die Bedeutung der gesetzlichen Grundlagen als Präventionsinstrument
Strukturelle und gesetzliche Massnahmen der Alkoholprävention
Das Lebensmittelrecht, ein Präventionsinstrument für die Kantone?
Prävention am Arbeitsplatz : Rolle der Unternehmen und der Vollzugsorgane
Verbindliche Sicherheitsvorkehrungen der UEFA
Die dornenvolle Durchsetzung der Abgabeverbote an Minderjährige – Erfahrungen und Massnahmen im Kanton Bern


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Zurück:
1. Alkoholpolitik im Dienste der Gesundheit

2 .WHO und Alkoholpolitik

3. WHO zu Alkohol und Gesundheit 1998 - 2001

3.1. Declaration on Young People and Alcohol Stockholm 2001
4. Schweizerische Alkoholpolitik - wohin?

5. Entwicklungen des Alkoholkonsums, der Alkoholkonsummuster und Probleme in der Schweiz
6. Chronik der Alkoholpolitik
7. Chronik der Alkoholpolitik im 21. Jahrhundert
7a. Alkoholpolitik unter der Bundeskuppel
9. Alkoholkonsum in der Schweiz
10. Historische Aktualitäten zur Alkoholpolitik
11. Alkoholpolitische Stellungnahmen
12. Europäischer Aktionsplan Alkohol
13. Nationaler Alkoholaktionsplan Schweiz  
14. Schweizerische Gesetze über den Alkohol
15. Die neue Promille-Grenze
16. Prävention von Alkoholproblemen (Theoretischer Rahmen)
17. EU - Alkohol und Gesundheit
Hier:

18.Welche Zukunft für die Schweizerische Alkoholpolitik?
Weiter:
19. Nationales Programm Alkohol 2008–2012

und ausserdem:
Beiträge zur Alkohol-Geschichte der Schweiz
Sechs alkoholpolitische Kraftakte: Volksabstimmungen
Zitate zu Alkohol
Gegen das überhandnehmende Brantweintrinken (1845)

http://www.edimuster.ch/: Hier ist die Familie Muster in Ecublens VD - Eduard Muster: emuster@hotmail.com 07/02/09