Ds Nöie Teschtamänt bärndütsch

Übersetzt vo Hans u Ruth Bietenhard


Ds alte Testament bärndütsch - Ruth Bietenhard  

Üse Vatter

Üse Vatter im Himmel!
Mach, dass dy Name heilig ghalte wird,
Mach, dass dys Rych zuen is chunnt.
La hie uf Ärde dy Wille gscheh,
win er im Himmel gescheht.
Gib is hütt und all Tag üses Brot.
Und erlan is üsi Schuld;
mir wei sen o üsne Schuldner erla.
Stell is nid uf d Prob;
aber bhüet is vor em Böse.
(Ds Matthäus-Evangelium 6, 9 - 13)

Das Gebätt git s o no uf der Syte vo de 1087, nei sogar 1207 Vaterunser. Am 11. Jänner 2005 sys scho 1310 - ohni das vom Vogt.
Vattr im himu (übersetzt vom Dr. Walter Vogt)
häb zu dym imitsch soorg
üüs wäärs scho rächt wett azz rueder chäämsch
u alls nach dym gring gieng
im himel oben und hie bi üüs...
gib is doch z ässe
u we mr öppis uuszfrässe hei
vrgiss daas
mir vergässes ja oo wen is eine
dr letscht näärv uusziet
hör uuf nis mache z gluschte
nach züüg won is nume schadt
hiuff is lieber chly
dir ghört ja sowisoo scho alls wos git
amen.

Am 5. Juni 2002 het i dr Kornhaus-Bibliothek d Ruth Bietenhard bim Bärndütsch-Verein e Vortrag gha: "Wiso uf Bärndütsch übersetze?" Dört het si die Übersetzig verteilt u drzue gseit, dr Vogt heig e paar guete Lösige gfunge, o wen öppen einisch dr Psychiater mit ihm düregange sygi. Bätte würd si allerdings dä Täxt nid. (Dr Vogt het die Übersetzig für e Beobachter gmacht, wil dr Walter Marti gseit het, alls chönn me uf Bärndütsch übersetzte, nume ds Unser Vatter nid.)

D Wienachtsgschicht

1I dere Zyt het der Cheiser Augustus befole, me söll i sym Rych e Stüür-Schatzig dürefüere.
2Das isch denn ds erschte Mal passiert, wo der Quirinius isch Landvogt vo Syrie gsi. 3Da sy alli uf d Reis, für sech ga la yzschetze, jede a sy Heimetort. 4O der Josef isch vo Galiläa, us der Stadt Nazaret, nach Judäa gwanderet, i d Davidsstadt, wo Betlehem heisst. Er het drum zu de Nachfahre vom David ghört. 5 Dert het er sech welle la yschetze zäme mit der Maria, syr Brut. Die het es Chind erwartet. 6Wo si dert sy aacho, isch d Geburt nachegsi, 7und si het iren erschte Suhn übercho. Si het ne gfääschet* und i ne Chrüpfe gleit. Es het drum für se süsch kei Platz gha i der Herbärg.
8
I der glyche Gäget sy Hirte uf em Fäld gsi, wo d Nacht düre bi irne Tier Wach ghalte hei. 9Da chunt en Ängel vo Gott, em Herr, zue ne, und e hälle Schyn vo Gott lüüchtet um sen ume. Si sy natürlech starch erchlüpft. 10Aber der Ängel seit zue ne:
"Heit nid Angscht, lueget, i bringe nech e guete Bricht, e grossi Fröid, wo ds ganze Volk aageit. 11Hütt isch nämlech i der Davids-Stadt öie Retter uf d Wält cho. Es isch Chrischtus, der Herr. 12Und a däm chöit der's merke: Dihr findet das Chindli gfääschet* und i nere Chrüpfe."

13Uf einisch sy umen Ängel ume grossi Schare vom Himelsheer gsi, die hei Gott globet und gseit:
14"Ehr für Gott i der Höchi,
und uf der Ärde Fride für d Mönsche,
won är lieb het."

15D Ängel sy wider im Himel vorschwunde, und d Hirte hei zunenand gseit: "Mir wei doch uf Betlehem yne di Sach ga luege, wo da passiert isch, und wo nis der Herr het z wüsse ta." 16Si hei pressiert und hei d Maria und der Josef gfunde und ds Chindli i der Chrüpfe. 17Si hei ihns aagluegt und nachär zäntumen erzellt, was ne vo däm Chind isch gseit worde. 18Und alli, wo's hei ghört, hei sech verwunderet über das, wo d Hirte bbrichtet hei. 19D Maria het alls, wo gscheh isch, im Härz bhalte und geng wider drann ume gsinnet. 20D Hirte sy wider zrügg zu irne Tier und hei Gott globet und grüemt wägen allem, wo si erläbt hei; es isch gnau so gsi, wie ne's der Ängel gseit het gha.
*gwicklet
(Ds Lukas-Evangelium, Kapitel 2, Värse 1 bis 20)

(We dihr bi Google "Wiehnachtsgschicht" suechet, chömet-ehr o hie häre.)


Der barmhärzig Samaritaner

30Da fat Jesus aa erzelle: «E Maa isch vo Jerusalem uf Jericho abe gwanderet. Da hei ne Räuber überfalle. Si hei ne usplünderet und zämegschlage und halbtot la lige und sy dervo.
31Zuefellig isch e Prieschter der glych Wäg zdürabgwanderet. Er het ne gseh und isch verbygloffe. 32O ne Levit isch dert dürecho, het ne gsch und isch verby. 33Aber e Samaritaner uf der Reis chunt o byn ihm verby. Er gseht ne, und er het ne dduuret. 34Er isch zuen ihm ggange, het ihm Öl und Wy uf d Wunde gschüttet und se verbunde. Nachär het er ne uf sys Tier ufeglüpft und ne i ne Wirtschaft gfüert und für ne gsorget. 35Am nächschte Morge het er zwo Silbermünze füregno, sen em Wirt ggä und gseit: "Lue guet zuen ihm, und we's meh sötti choschte, so will i der's zale, wen i umechume."
36Was meinsch, wele vo dette dreine isch däm, wo vo de Räuber isch überfalle worde, würklech e Mitmönsch gsi?»
37Der Gsetzeslehrer het gantwortet: «Dä, wo Erbarme het gha mit ihm.» Jesus het ihm gseit: «Gang jitz und mach's o so!»
(Ds Lukas-Evangelium 10,25-37, o "der barmhärzig Samariter")


"Ds Nöie Teschtamänt bärndütsch", übersetzt vo Hans und Ruth Bietenhard. 536 Seiten, mit 20 z.T. farbigen Illustratione, broschiert Fr. 17.50, Berchthold Haller Verlag Bern.


Ds Alte Teschtamänt bärndütsch

Übersetzt vo Hans, Ruth u Benedikt Bietenhard



D Wält wird erschaffe

1Am Aafang het Gott der Himel und d Ärden erschaffe. 2D Ärden isch ei wyti Wüeschti gsi. Fyschteri het d Urfluet zueddeckt. Der Geischt vo Gott het über ds Wasser gwääit.
3Gott het gseit: «Liecht söll wärde!» So isch ds Liecht worde. 4Gott het gseh, dass ds Liecht guet isch. Da het Gott ds Liecht vo der Fyschteri trennt, 5und Gott het em Liecht Tag gseit und der Fyschteri Nacht. Es isch Aabe worde und Morge - e Tag.
6Gott het gseit: «Zmitts i de Fluete söll's es Gwölb gä, wo ds einte Wasser vom andere trennt.» 7Gott het das Gwölb gmacht und dermit d Fluete under em Gwölb vo dene über em Gwölb trennt. 8 Em Gwölb het er Himel gseit. Es isch Aabe worde und Morge - e zwöite Tag.
9Gott het gseit: «Alls Wasser under em Himel söll a eis Ort zämeloufe, dass me ds Trochnige cha gseh.» So isch es gscheh. 10Em Trochnige het Gott Land gseit, und em zämegloffne Wasser het er Meer gseit. Und Gott het gseh: So isch es guet. 11Gott het gseit: «Ds Land söll gruene, söll Pflanze mit Same la wachse und Obschtböum, jede mit syne Frücht und sym Same dinn.» So isch es gscheh. 12Ds Land het ggruenet, alli Arte vo Pflanze sy cho mit Same, und Obschtböum, jede mit syne Frücht und sym Same dinn. Und Gott het gseh: So isch es guet. 13Es isch Aabe worde und Morge - e dritte Tag.
14 Gott het gseit: «Es söll Liechter gä am Himelsgwölb, wo der Tag vo der Nacht underscheide, als Zeiche, für d Feschtzyte und d Tagen und d Jahr z bestimme. 15D Liechter sölle's sy am Himelsgwölb, und uf d Ärde sölle si schyne.» So isch es gscheh. 16Gott het di zwöi grosse Liechter erschaffe, ds grössere Liecht, für über e Tag z regiere, und ds chlynere, für über d Nacht z regiere, und derzue no d Stärne. 17Die het Gott alli a ds Himelsgwölb gheftet, dass si uf d Ärde schyne 18und über e Tag und d Nacht regiere. Sie sölle ds Liecht vo der Fyschteri trenne. Und Gott het gseh: So isch es guet. 19Es isch Aabe worde und Morge - e vierte Tag.
(Us em erschte Buech Mose, Kapitel 1, Värs 1 - 19)


Soziali Gsetz und ds gröschte Gebot

9We dihr uf öinen Ächer ärnet, de tue ds Fäld nid bis i hinderscht Eggen abärne. Lis o nach der Arn nid nache.
10O i dym Wybärg tue nid nacheläse, und lis o d Beeri, wo gfalle sy, nid uuf. La se den Arme und de Frömde. I bi der Herr, öie Gott.
11Stälet nid, lüget nid, und bschysset enand nid. 12Schwöret nid faltsch bi mym Name, süsch gschäntisch du der Name vo dym Gott. I bi der Herr.
13Du darfsch dy Mitmönsch nid drücke und nid usbüte. Em Taglöner sy Lohn söll nid bis am andere Morge bi dir blybe. 14Gang mit em Ghörlose nid verächtlech um, und leg em Blinde nüüt zum Stogle i Wäg. Häb Ehrfurcht vor Gott. I bi der Herr.
15Verdrääiet ds Rächt nid. Lue nid, öb eine e Chlyne isch, und nimm nid Partei für di Grosse. Grächt söllsch sy mit dym Mitmönsch im Grichtsverfahre. 16Gang nid bi dyne Landslüt vom einte zum andere ga Böses lafere. Verlang nie d Todesstraf für dy Mitmönsch. I bi der Herr.
17Häb i dym Härz ke Hass uf dy Brueder. Du muesch mit dym Mitmönsch z Bode rede, süsch bisch verantwortlech für sy Fähler. 18Räch di nid, und trag dyne Landslüt nüüt nache. Häb dy Mitmönsch gärn wi di sälber¹. I bi der Herr.
31Ganget nid zu de Totebeschwörer, und wändet nech nid a d Wahrsäger. Dihr machet nech unrein a ine. I bi der Herr, öie Gott.
32Stand uuf vor em graue Haar, und gib em alte Mönsch d Ehr. Du söllsch Ehrfurcht ha vor Gott. I bi der Herr.
33We bi dir, i öiem Land, e Frömde wohnt, de drücket ne nid. 34Der Frömd, wo bi öich wohnt, söll wi nen Yheimische gälte, und du häb ne gärn wi di sälber. Dihr syt ja o Frömdi gsi z Agypte. I bi der Herr, öie Gott.
35Bschysset nid vor Gricht, we dihr d Lengi, ds Gwicht oder der Inhalt mässet. 36Heit richtigi Waag, richtigs Gwicht und richtigs Hohlmass bim Efa² und bim Hin³. I bi der Herr, öie Gott, und ha öich us em Land Agypten usegfüert. 37Drum haltet alli myni Vorschrifte und alli myni Rächtsbestimmige, und tüet o dernaa. I bi der Herr.
³ Matth. 22,39 ³ 40 Liter ³ 6 Liter
(D Bibel isch ja kes Rezäptbuech, aber die Sätz won i dick gschribe ha, sött me sech z Härze näh. webmaster)
(Us em dritte Buech Mose, Kapitel 19, Värs 9 ff)


"Ds Alte Teschtamänt bärndütsch", übersetzt vo Hans, Ruth und Benedikt Bietenhard. 500 Seiten, mit z.T. farbigen Illustrationen von François Bosshard, broschiert Fr. 17.50, Berchthold Haller Verlag Bern.
"Müglechscht vil Mönsche sölle dür ds bärndütsche Läse e nöie, ganz pärsönleche Wäg zur Bibel finde. Vilecht macht's em einte oder andere Muet, sech de o wider a ds Schriftdütsche z wage. Mir hein is Müe ggä, es guetes, sorgfältigs, modärns Bärndütsch z schrybe."
(Hans und Ruth Bietenhard-Lehmann, Benedikt Bietenhard - Übersetzer)

Ruth Bietenhard

D Frou Ruth Bietenhard isch am 11. Jänner 2000 80jährig worde. "Der Bund", wo si drin bis denn fasch 300 Artikel gschribe het, het en Artkel «Sprache ist mit dem ganzen Menschen verflochten» vor Barbara Traber bbracht. Als Buech erschine sy 55 vo de Stübli-Artikel vo dr Frou Bietenhard: «Wörter wandere dür d Jahrhundert» (Cosmos Verlag, Muri 1999, ISBN 3-305-00265-5).
Am 5.Septäber 2000 isch o dr Werner Marti, Lehrer, Sprachforscher u Schriftsteller, 80jährig worde. Über ihn schrybt d Ruth Bietenhard im "Bund" en Artikel: "Ein Jakob Grimm der Berner Mundart".
(Für Google: nid Bietenhart u nid Bietenhardt)
 

11. Januar 2005: RUTH BIETENHARD ZUM 85. GEBURTSTAG


Sie wirkt alterslos, sobald sie in ihrem wunderbaren Stadtberndeutsch zu sprechen beginnt und auf lebhafte, gescheite, mitreissende Art die Herkunft eines Berndeutschausdrucks erklärt. Ruth Bietenhard, zuerst Gymnasiallehrerin, doktorierte 1950 in romanischer Sprachwissenschaft und Literatur und war eine «Wörterbuchliebende», lange bevor sie 1977 ihre legendären «Stübli» Beiträge zu Sprach und Literaturfragen im «Kleinen Bund» zu schreiben begann und uns an ihrer Passion für die Muttersprache teilhaben liess; eine Auswahl Wortgeschichten, «bärndütschi Spracherläbnis», liegt in Buchform vor («Wörter wandere dür d Jahrhundert», Cosmos).

Ihr Grossonkel, Professor Otto von Greyerz, hinterliess ihr eine «Trucke mit Zedeli», das Material, aus dem sie 1976 das mit ungeheurem Fleiss erarbeitete «Berndeutsche Wörterbuch» herausgab, eine Pioniertat und das Basiswerk der Mundart, bereits in der 8. Auflage greifbar. Unüblich für ihre Generation blieb Ruth Bietenhard trotz Heirat, sechs Kindern und Pfarrfrauenpflichten stets berufstätig; Gleichberechtigung war und ist für sie eine Selbstverständlichkeit.

Mit ihrem Mann, dem Theologen Hans Bietenhard, übersetzte sie in den Achtzigerjahren «Ds Nöie Teschtamänt bärndütsch», das meist verkaufte Berndeutschbuch. 1990 mit Hans Bietenhard und dem Sohn Benedikt Bietenhard «Ds Alte Teschtamänt bärndütsch» und 1994 «D Psalme bärndütsch»: grossartige Bibelübertragungen und ein Höhepunkt in ihrem Leben.1993 wurde «der engagierten Frau und kundigen Sprachforscherin» von der Theologischen Fakultät der Universität Bern der Ehrendoktortitel verliehen.


Ruth Bietenhard bringt bei allem, was sie tut, sagt und schreibt, ihre reiche Lebenserfahrung als Frau ein, mit Humor, Neugier, Offenheit und Weitblick. Das macht sie zu einem der raren weiblichen Vorbilder unserer Zeit. Heute feiert sie ihren 85. Geburtstag.
Barbara Traber, Der Bund


O vo dr Frou Bietenhard: Liebi uf Bärndütsch - uf Schwyzerdütsch?
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Zrugg:
«Heit Sorg zum Bärndütsch» (My ersti bärndütschi Syte)
«Was isch de eigetlech Bärndütsch? - Bärndütsch git s nid!»
«Bärndütsch isch e Sprach wie grobs Grien, aber ....» (Gedicht vom Carl Albert Loosli)

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Ds Lied vom Bärner Märtyrer Hans Haslibacher us dr Kilchhöri Sumiwald, gköpft z Bärn am 20. Oktober 1571

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Hei! Chömet wider zur erste Syte, i "Ds Heimetli", u schrybet öppis i ds Gästebuch.
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