Weiche Bunker

Das «unbezwingbare» Reduit aus Magerbeton
Der Skandal der «weichen Bunker»
Hansjörg Braunschweig

Damals, nach dem Zweiten Weltkrieg, war ich sechzehn Jahre alt und ging in die Mittelschule. Durch aktive Mitarbeit in religiös­sozialen und andern linken Jugendorganisationen sammelte ich die ersten politischen Erfahrungen, wurde erstmals von der politischen Polizei fichiert und hoffte vergeblich auf eine Friedensbewegung, vergleichbar mit der Bewegung «Nie wieder Krieg» nach dem Ersten Weltkrieg.

Als die eidgenössischen Räte den Kauf neuer Kriegsflugzeuge beschlossen, reagierte ich mit einem Nein zur Schweizerarmee und verweigerte in der Schule den turnerisch-sportlichen Vorunterricht. Den Zweiten Weltkrieg habe ich als Kind mit Angst und als Jugendlicher mit grosser Spannung in der Grenzstadt Basel erlebt, später als Radiohörer und leidenschaftlicher Zeitungsleser verfolgt. Vor allem meiner Mutter verdanke ich viele Hinweise und Erklärungen. Sie war von Anfang an konsequent und engagiert gegen Hitler und sein Regime eingestellt. Jüdische Emigranten, Internierte und abgewiesene Flüchtlinge waren mir ein Begriff; die Sympathien der ganzen Familie gehörte ihnen.

An den Skandal «weiche Bunker» erinnere ich mich sehr genau, auch an den Interniertenskandal und an verschiedene Wirtschafts-Skandale, die oft mit dem Namen Gottlieb Duttweiler als Enthüller verbunden waren (Fettkonzern, Nestle). Nicht zuletzt unter dem Einfluss dieser Erfahrungen löste ich mich von der bürgerlichen Männerwelt meiner Familie und wandte mich dem religiös-sozialen Gedankengut eines Leonhard Ragaz zu.

Diesen Aufsatz schreibe ich nicht als Historiker, der ich nicht bin, auch nicht als Jurist, sondern als Staatsbürger und Politiker. Ich stütze mich dabei auf Presseausschnitte, Gespräche und eigene Erinnerungen.

Die Entdeckung
Im Herbst 1946 wurde ruchbar, Bauunternehmer hätten während des Zweiten Weltkriegs Magerbeton statt hochwertigen Beton für Festungswerke an den Grenzen des «Reduit National» geliefert. Qualität und Widerstand seien weit unter den vertraglich festgelegten Anforderungen geblieben. Die Lieferanten hätten zusammen mit allen Mitbeteiligten zusätzliche Gewinne eingestrichen. Die so erbauten Festungen wären für einen allfälligen Angreifer leicht zu überwinden gewesen. Die schweren Mängel wurden bei Schiessproben entdeckt, als eigene Munition auf ihre Wirkung getestet werden sollte. Ein schlechtgebauter Bunker lag schon nach kurzem Beschuss in Trümmern. Am 16. November 1946 erteilte das Eidgenössische Militärdepartement den Befehl zur militärgerichtlichen Untersuchung, in die alle mit dem gleichen Material gebauten Werke einbezogen wurden. Geprüft werden sollten Herkunft und Festigkeit, Porosität und Gleichmässigkeit des Betons und der Armierung von vierzig Festungswerken. Für die Analyse wurde die Eidgenössische Materialprüfungsanstalt in Zürich (EMPA) beigezogen. Die Abklärungen einschliesslich Nachkontrolle waren, unter anderem aus Witterungsgründen im Gebirge, sehr zeitraubend. Mängel verschiedener Art wurden festgestellt - angefangen bei oberflächlichen Frostschäden bis zur kompletten Untauglichkeit einzelner Werke.
Die Untersuchung richtete sich einerseits gegen die privaten Unternehmer, andererseits gegen die militärischen Stellen, die für Abnahme und Kontrolle der Festungsbauten verantwortlich waren. Diese minimalen Informationen wurden durch das EMD erst am 19. Juli 1949 veröffentlicht, nachdem in den SP-Zeitungen Berner Tagwacht und Basler AZ, im Vorwärts (Partei der Arbeit), in der TAT (Landesring der Unabhängigen) und im freisinnigen Berner Bund mit grosser Ungeduld nachgefragt worden war. Aus Erfahrung wusste man, dass die 4,7-cm-Panzerabwehrkanonen, die als leichte Geschütze galten, bei korrekt gebauten Bunkern Löcher bis zu 24 cm Tiefe reissen. Bei den betrügerisch gebauten Bunkermauern entstanden erste Löcher von 100, 83 und 57 cm Tiefe, und bereits der fünfte Schuss durchschlug die Mauern...
Es folgen mehrere Seiten mit Berichten und Analysen.
(Quelle: Die Schweiz und ihre Skandale, Limmat Verlag, 1995)

Der webmaster meint dazu: Aus reiner Geldgier haben Bunkerbauer die Schweiz betrogen, Leib und Leben von Soldaten gefährdet und so während des Krieges Landesverrat begangen. Zum richtigen Skandal wurde dieser Betrug aber durch Versuche, die Affäre zu verheimlichen und durch das milde Vorgehen der Militärjustiz.
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"Zitate sind aus dem Zusammenhang gerissene Sätze, mit denen man alles und nichts beweisen kann."
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16. Der Skandal der weichen Bunker

http://www.edimuster.ch/: Hier ist die Familie Muster in Ecublens VD - Eduard Muster: emuster@hotmail.com 15.10.09